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News & Stories aus dem Labor
10.12.2019

Vom After-Shopping bis zum zielgruppenorientierten Angebot – was macht eine Innenstadt attraktiv?

Kaum eine Stadt in Südwestfalen gleicht der anderen, und doch haben alle mit denselben Herausforderungen zu kämpfen: demographischer Wandel, Nachfolgeproblematik oder Onlinekonkurrenz. Wie können sich die heimischen Städte aufstellen, um auch im digitalen Zeitalter attraktiv zu bleiben. Genau um diese Frage geht es im City Lab Südwestfalen.

Zur Auftaktveranstaltung des City Labs am 13. Dezember 2019 in Arnsberg diskutierten über 50 Vertreter aus Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing mit Mitarbeitern der beteiligten Hochschulen und IHKs Arnsberg und Hagen an Thementischen (World Café/Stadt Café) über den Erhalt lebendiger Innenstädte in Südwestfalen.

Fotos: Thomas Becker, Ingo Borowicz, Stephan Britten (IHK Arnsberg) | CCEC

Elementare Frage des Tages war: “Was macht Südwestfalens Innenstädte attraktiv?“ Ein vielfältiges und auf die Zielgruppe abgestimmtes Angebot, einheitliche Öffnungszeiten und Events machen eine Stadt für die Stadt-Café-Teilnehmer interessant – diese und viele weitere Kriterien wurden in einem Brainstorming erarbeitet. Dazu gehören auch erlebnisorientierte Services, wie z. B. das „After-Shopping“: Ob Männerabende im Spielzeuggeschäft, Weinproben im Feinkostladen oder die Geburtstagsparty in der Mode-Boutique – bereits heute bieten einige kreative Händler einen Mix aus Veranstaltung und Einkaufen an.

Die Ergebnisse zeigen außerdem, dass viel Wert auf eine gute Erreichbarkeit der Innenstadt gelegt wird und die Barrierefreiheit sowie die Einbeziehung aller Altersgruppen einer Stadt einen hohen Stellenwert einnehmen.

Foto: Stephan Britten – IHK Arnsberg

Doch wie kann man die Attraktivität oder den Erfolg einer Innenstadt messen? Als Antwort auf diese Frage nannten die Teilnehmer des Stadt-Cafés u. a.  die Zahl der Weiterempfehlungen, Social Media Quoten oder Suchanfragen als Hinweis auf die Beliebtheit einer Stadt an. Am Beispiel der Erfolgsmessung zeigt sich, wie wichtig der Einsatz von digitalen Werkzeugen für die Gestaltung attraktiver Innenstädte sein kann. Die Anzahl der Leerstände, die Qualität der Einzelhändler oder auch die Einwohnerentwicklung können weitere Indikatoren für die Attraktivität einer Stadt sein.


Schlaf-Stadt, Kirmes-Stadt oder Einkaufs-Stadt – die Stadttypen in Südwestfalen sind vielschichtig

Attraktivität Innenstädte | Grafik: FH Südwestfalen
Grafik: CCEC

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Stadttyp und Attraktivität? Auch dieser Aspekt soll im City Lab Südwestfalen in den nächsten drei Jahren erforscht werden. Bei der Kick-Off Veranstaltung wurden daher die Teilnehmer gebeten, ihre eigene Stadt zu charakterisieren.

Die gesammelten Stadttypen wurden in acht Überkategorien gesammelt, und zwar nach Größe, Lage, Wirtschafts- & Stadt-Struktur, Funktion, Zeitgeist und Stadtmarke. Deutlich wurde hier die Diversität der vertretenen südwestfälischen Städte. Einige Städte konnten sich ganz klar über große Events (Kirmes-Stadt) oder stark vertretene Industrien positionieren (Auto-Stadt, Stadt-des-Bieres, Industriestadt), andere grenzten sich über deren Angebote an Einwohner und Touristen (Freizeit-, Einkaufs-, oder Vereinsstadt) aber auch durch die Vermittlung eines Lebensgefühls (Wohlfühl-, Erholungs- und Gesundheitsstadt) ab. Zusätzlich fielen Namen, die aus praktischen oder historischen Gegebenheiten abgeleitet sind, wie der Verwaltungsstadt, Hochschul-Stadt, Verbindungsstadt, Historische Stadt, Hansestadt oder der Stadt im Naturpark. Auch positive Eigenschaften einer Stadt können ihren Typ bestimmen, so z. B. die Multi-Kulti-Stadt, Partizipations- oder Barrierefreie-Stadt. Deutlich wurde, dass Südwestfalen einiges an Vielfältigkeit zu bieten hat. Die Frage nach diesen Typen sollte die Teilnehmer dazu anregen, über die Eigen- und Außenwahrnehmung ihrer Stadt nachzudenken. Nur so kann das Profil einer Stadt geschärft werden, um individuelle Lösungen zu erarbeiten. Mit anderen Worten: Warum ist die Stadt so, wie sie heute ist? Was hat sie zum einem bestimmten Stadttyp gemacht? Und in welcher Positionierung liegt die Zukunft?


Digitalisierung in den Städten Südwestfalens

Da es im City Lab auch darum geht, wie man mit digitalen Instrumenten die Attraktivität der Innenstädte verbessern kann, wurden die Teilnehmer der Auftaktveranstaltung von der TU Dortmund gefragt, welche Projekte zum Thema Digitalisierung es bereits gibt in den Kommunen Südwestfalens und welchen Kategorien lassen sich die bisherigen Bestrebungen zuordnen.

Das Ergebnis: in der Region Südwestfalen existieren schon viele kommunale und regionale Projekte. So gibt es regionale Datenbanken, ein Einkaufserlebnisportal oder auch einen interkommunalen Veranstaltungskalender. Die Innenstadtbesucher können in einigen Städten ein freies WLAN nutzen oder auch per App an Bonussystemen teilnehmen. In Soest wird diese Entwicklung von Digitalscouts begleitet, während Winterberg ein DigitalLab anbietet. Das Thema Mobilität wird z. B. aktuell in den Kommunen Lüdenscheid, Soest und Sprockhövel vorangetrieben. Ziel war es, einen ersten Eindruck vom Stand der Digitalisierung der anwesenden Projektinteressierten zu bekommen, eine vollständige Abbildung aller Bestrebungen ist nicht möglich. Es bleibt festzuhalten, dass viele Städte interessante Projekte und Lösungen zum Thema Digitalisierung erarbeitet haben oder erarbeiten werden. Manche Städte haben aber noch Aufholbedarf. Wie es um konkrete Städte steht und wo Entwicklungspotenziale genutzt werden können, wird Teil des Projekts sein.


Erwartungen an das Projekt City Lab Südwestfalen

Zum Ende des World Cafés wurden die teilnehmenden Wirtschaftsförderer und Stadtmarketingmitarbeiter gefragt, was sie sich konkret von der Teilnahme am City Lab versprechen. Die Antworten lassen sich in drei Bereiche zusammenfassen:

Orientierung:
Das Projekt soll Informationsmaterial und Motivationsanstöße liefern, so sollen Best Practices ermittelt werden. Die Lösungen sollten möglichst pragmatisch sein, es sollen nicht nur Chancen aufgezeigt werden, sondern auch Hilfestellungen zur Vermeidung „schlechte(r) Digitalprojekte“.

Akzeptanz:
Der Nutzen ist elementar für die Akzeptanz des Projekts. Die empfohlenen Maßnahmen sollen messbar und realistisch sein. Dies soll dann zu einer indirekten Belebung der Stadt führen.

Integration:
Das Netzwerk der Region Südwestfalen soll interkommunal gestärkt werden. Neben Herstellern von digitalen Lösungen könnten auch Immobilieneigentürmer eingebunden werden. Bestehende Daten sollten integriert werden, also das Vorhandene sollte genutzt werden, um eine stadtweite Integration verschiedener Stakeholder zu ermöglichen.

Die Ergebnisse aus dem Stadt-Café werden nun für die Planung der in den Kommunen stattfindenden Gruppengespräche verwendet. Die FH Südwestfalen startet im März 2020 mit den Fokusgesprächen in den 25 teilnehmenden Kommunen. Dabei geht es um die Ermittlung des Ist-Zustandes der Stadt – sowohl aus der Sicht der Innenstadt-Akteure als auch aus der Sicht der Bürger und Besucher. Gleichzeitig wird das Competence Center E-Commerce Gesprächsrunden zum Thema mögliche Zukunftsszenarien der meist ländlichen geprägten Städte Südwestfalens durchführen.

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Das Projekt wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert.